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Wie viele andere Medizinstudierende auch, konnte sich Nicole Holzer nie vorstellen, nach dem Studium in der Allgemeinmedizin zu arbeiten. War der Plan zu Anfang noch, in die Chirurgie zu gehen, hat sich das nach dem Wahltertial in einer Praxis für Allgemeinmedizin geändert. Mittlerweile absolviert sie in einer Klinik am Bodensee ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin.
Allgemeinmediziner ist auch Vertrauensperson
Trotz Blockpraktikum und Praxisfamulatur konnte sie sich lange nicht entscheiden, welche Facharztausbildung sie nach dem Studium machen sollte. Veranstaltungen und Treffen von Medizinstudierenden im Marburger Bund sowie das Lob von Patienten während ihrer Famulatur, machten sie jedoch neugierig auf die Allgemeinmedizin. Nach einer Hospitation war sie sich sicher, eine gute Praxis gefunden zu haben und entschied sich, ihr Tertial dort zu absolvieren.
Da sie zuvor noch einen Ultraschallkurs gemacht hat, konnte sie von Anfang an viele Aufgaben eigenständig übernehmen. So hat sie in den drei Monaten in der Praxis neben den obligatorischen Husten-, Schnupfen- und Grippe-Patienten jede Menge Gesundheitsuntersuchungen, Vorsorgeuntersuchungen, Ernährungsberatungen "und erstaunlich viele Pfeiffersche Drüsenfieber behandelt." Überrascht war sie auch, wie viele Patienten lediglich zum Reden in der Praxis vorbeischauten und für die der Hausarzt auch eine Art Vetrauensperson ist, der man seine Probleme und Sorgen mitteilen kann.
Eigenständiges arbeiten in der Hausarztpraxis
Da sie in der Gemeinschaftspraxis jede Woche bei einem anderen Arzt eingesetzt war, lernte sie ständig neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden kennen. Während der Sprechstunde arbeitete sie entweder mit dem Hausarzt zusammen oder unter seiner Aufsicht. Nach der Untersuchung wurde alles noch einmal durchgegangen und sie bekam Feedback darüber, was gut und was nicht so gut war. Untersuchungen beschränkten sich dabei nicht nur auf die Praxis.
Nicole Holzer durfte auch eigenständig Hausbesuche machen, wobei die Ärzte natürlich immer telefonisch zu erreichen waren. Ein Hausbesuch blieb ihr dabei besonders in Erinnerung. Während die Beschreibung der Symptome zunächst auf einen Magen-Ulcus schließen ließen, veranlasste Nicole Holzer nach der Untersuchung von Herz, Lunge und Abdomen schließlich, die Patientin mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus fahren zu lassen. Wie sich dort herauststellte, hatte die Patientin einen Herzinfarkt. Nicole Holzer hat ihr so das Leben gerettet.
"Dies war der Moment, in dem ich verstand, was mich später einmal als Ärztin erwarten würde und welche wichtige Rolle ich eigentlich innehaben werde",
erinnert sie sich. Trotz diesem ernsten Fall hat sie in der Zeit in der Allgemeinpraxis aber voll allem auch gelernt, bei Symptomen nicht gleich das Schlimmste anzunehmen. So müssen Husten und Atemnot nicht gleich Asthma oder Herzschmerzen einen Infarkt bedeuten:
"So sehr wird man im Studium darauf trainiert, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen und „banal“ rückt in den Hintergrund."
Image der Allgemeinmedizin muss sich bessern
Um den Beruf des Hausarztes wieder attraktiver zu machen, müsste man unter anderem die Abrechnungsmöglichkeiten für die Weiterbildungspraxen und vor allem das Image der Allgemeinmedizin im allgemeinen verbessern, findet Nicole Holzer. Viele Studierende glauben noch immer, dass man als Allgemeinmediziner allein und ununterbrochen für seine Patienten da sein muss, sich vor Regressen kaum retten kann und sich vor allem mit Banalitäten herumschlagen muss.
Auch Nicole Holzer plant kein ein Leben als Einzelkämpferin, sondern in einer Gemeinschaftspraxis, in der man sich die Arbeit besser teilen, mit Kollegen über Patienten autauschen oder auch in Teilzeit arbeiten kann. Allerdings sieht sie, dass viele Hausärzte Schwiergkeiten damit haben, Studierenden glaubhaft zu vermitteln, dass die Arbeit als Allgemeinmediziner so ein erfüllender Beruf sein kann. Die Motivation für die Allgemeinmedizin muss jedoch ohnehin von den Studierenden selbst kommen, da sie die Allgemeinmedizin mehr als Berufung denn als Beruf sieht.
"Man kann doch niemanden dazu zwingen, und manche sind für den Beruf auch gar nicht geeignet", so Holzer.
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