Zusammenfassung
Es wächst eine neue Generation von Medizinern heran: Junge Ärzte legen heute vor allem Wert auf Arbeiten im Team, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, angemessene Freizeit sowie geregelte Arbeitszeiten. Das hat auch direkte Auswirkungen auf die Tätigkeit als Hausarzt.
Förderung für interessierte Studierende
Gerade die genannten Ansprüche sind im Feld der Allgemeinmedizin sehr gut zu realisieren, da man anders als in der Klinik flexibel arbeiten kann. Das ist für viele Ärzte, die sich für eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner interessieren, ein Attraktivitätsmerkmal. Dabei besteht allerdings das Problem, dass ausgerechnet dem Landarzt in diesen Dingen kein besonders gutes Image bescholten wird. Angebliche 60 bis 70 Stunden-Wochen als Einzelkämpfer auf dem platten Land und das für wenig Geld schrecken viele Studierende ab. Dieses Bild ist jedoch vollkommen überholt und spiegelt in den meisten Fällen nicht mehr die Tatsachen wider. Mit 200.000 Euro Umsatz im Jahr verdienen Landärzte laut einem Artikel in ZEIT Online nicht weniger als Oberärzte in einer Klinik. Die Konkurrenzsituation ist zudem weitaus dankbarer als in der Stadt, in der die nächste Praxis oft nur ein paar Ecken weiter liegt. Zusätzlich sind Gemeinschaftspraxen, in denen beispielsweise junge Eltern auch in Teilzeit arbeiten können, in der heutigen Zeit nichts Ungewöhnliches mehr. Zahlreiche Fördermittel für Praxisübernahmen oder Neugründungen auf dem Land machen die finanziellen Risiken, welche mit einem solchen Schritt einhergehen, zudem überschaubarer als früher.

Um die Attraktivität des Landarztberufes zu fördern, hat man in Sachsen-Anhalt im Jahr 2011 die Klasse Allgemeinmedizin ins Leben gerufen. Das Lehrprojekt an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bereitet pro Semester 20 Studierende auf eine spätere Tätigkeit als Haus- bzw. Landarzt vor. Die Studierenden besuchen in einem festen Klassenverband Schulungen in den Bereichen Fertigkeitentraining, Kommunikationstraining und integrierte Medizin im Umfang von sechs Semesterwochenstunden. Das hausärztliche Fertigkeitentraining bereitet dabei auf die typischen Abläufe und Methoden in einer Praxis vor. Dazu gehören unter anderem problemorientierte Schulungen von Praxisabläufen, Untersuchungstechniken und apparative Methoden sowie die Organisation einer Praxis selbst. Das Kommunikationstraining bietet Lerninhalte zur Anbahnung, Verbesserung und Erhaltung der Beziehung zwischen Arzt und Patient, unter anderem durch praxisorientiere Rollenspiele. Während der Vorlesungsfreien Zeit verbringen die Studierenden mindestens zwei Praxistage im Semester bei einem Arzt aus Sachsen-Anhalt, der als Mentor fungiert und die Studierenden während des Studiums betreut. Die Studierenden werden so durch Training von Fertigkeiten und Untersuchungstechniken sowie den kollegialen Austausch gezielt auf die Arbeit als Hausarzt vorbereitet. Im Bereich der integrierten Medizin bekommen die Teilnehmer die Möglichkeit, das in der Praxisphase erlernte noch einmal zu reflektieren und anzuwenden. Dazu werden die Erlebnisse noch einmal mit Dozenten und anderen Studierenden besprochen sowie Übungen an simulierten Patienten unternommen.
Auch Vorteile für Lehrpraxen
Das Programm bietet auch Vorteile für die als Mentoren fungierenden Lehrpraxen. Die Praxis wird als „Akademische Lehrpraxis der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“ anerkannt, was durchaus als Imagegewinn für die Praxis gewertet werden kann. Auch ensteht durch das Programm ein anhaltender Kontakt zum ärztlichen Nachwuchs und so auch zu potentiellen Nachfolgern. Es besteht zudem die Möglichkeit einer Vergütung bei zusätzlichen Leistungen wie Blockpraktika, einer Famulatur oder dem Praktischen Jahr. Das Projekt umfasst aktuell 88 Studierende, welche von 70 Mentoren aus 65 Praxen betreut werden.
Eine Bewerbung für die Klasse Allgemeinmedizin ist jährlich zum Wintersemester möglich. Voraussetzung ist ein Medizinstudienplatz an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Stipendium Allgemeinmedizin
Zusätzlich bietet die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt ein Stipendium für Teilnehmer der Klasse Allgemeinmedizin an. Im Rahmen der Regelstudienzeit werden diese mit 800 Euro monatlich gefördert. Die Studierenden verpflichten sich im Gegenzug zu einer Hausärztlich-allgemeinmedizinischen Tätigkeit in einer unterversorgten Region Sachsen-Anhalts. Die Dauer der Tätigkeit ist dabei Abhängig vom Förderzeitraum. Voraussetzung ist eine Einschreibung im Studiengang Humanmedizin an der Universität Magdeburg oder Halle sowie Aufnahme in die Klasse Allgemeinmedizin.
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